Sonntag, 9. Januar 2011

Aussenminister in Kabul Westerwelle erlässt Afghanistan Schulden

Außenminister Guido Westerwelle FDP in Afghanistan: Blitz-Besuch in Kabul
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nach seiner Ankunft in Kabul. Er wird von seinem afghanischen Amtskollegen Zalmai Rassoul begrüßt

Aussenminister in Kabul Westerwelle erlässt Afghanistan Schulden

Von ROLF KLEINE (z. Zt. Kabul)
Guido Westerwelle in Afghanistan! Der Außenminister landete heute Mittag in Kabul, traf Präsident Hamid Karzai.

Die gute Nachricht für die Afghanen: Deutschland erlässt ihnen rund 17 Millionen Dollar Schulden – Geld, das die DDR einst Afghanistan geliehen hatte.

Und im Gepäck hat Westerwelle noch einen Traum:
2011 kommen die ersten der derzeit rd. 3400 deutschen Soldaten aus Afghanistan zurück, im Laufe des Jahres 2014 die letzten. Das Land wird friedlich von den Afghanen regiert – blühende Landschaften am Hindukusch ...
Immer wieder beschwört der deutsche Chefdiplomat diese Vision – auch gestern wieder im Nachbarland Pakistan. Dort sieht man Afghanistan generell mit großer Skepsis. Die Aussicht auf Abzug der internationalen Truppen und eine möglicherweise ungewisse Zukunft des Landes sorgt für noch größere Skepsis.

WESTERWELLE WEISS DAS.

Deshalb versichert er auch in Islamabad immer wieder: „Wir lassen Afghanistan auch nach einem Abzug der Bundeswehr nicht allein.“

Pakistans Regierungschef Yousaf Raza Gilani empfing den Gast heute Morgen noch kurz vor dem Abflug nach Kabul. Der ursprünglich für gestern geplante Termin war gestrichen worden – weil Westerwelle wegen Nebels nicht in Islamabad, sondern in Lahore gelandet war. Und die 380 Kilometer in die Hauptstadt im klapprigen Minibus zurücklegen musste.

In der Bundeswehr-Transall ging es heute Mittag weiter nach Kabul. Westerwelle auf dem VIP-Sitz im Cockpit, die Delegation im Laderaum. Dabei sieben Bodyguards, ihre Heckler & Koch Maschinenpistolen in schwarzen Sporttaschen verpackt.

Noch vor der Landung auf dem Flughafen der afghanischen Hauptstadt konnte der Außenminister erleben, wie ehrgeizig sein Ziel „Truppenabzug 2011 bis 2014“ ist.
Gut 6000 Meter hoch, knapp hinter der afghanischen Grenze, ist in der Transall ein trockener Knall zu hören. Durch die winzigen Fensterluken scheint leuchtend rotes Licht.
Im Bordbuch wird als Uhrzeit 14.51 Uhr verzeichnet sein: Der automatische Abwehrmechanismus der Maschine. Abwurf von „Täuschkörpern“ und Leuchtkugeln. Ausgelöst durch das Sonnenlicht – oder die Aktivierung der Zieloptik einer feindlichen Rakete.

Dass der Vorfall bei der Besatzung nur ein müdes Schulterzucken hervorruft beweist: Normal ist hier (noch) gar nichts!