Samstag, 9. Juli 2011

Jens Kattermann : Jill Abramson die erste Chefredakteurin der „New York Times“

Mit der Ernennung von Jill Abramson zur künftigen Chefredakteurin hat die „New York Times“ (NYT) eine lange Tradition beendet. Seit 160 Jahren haben Männer bestimmt, welche Nachrichten die renommierte Zeitung ihren Leser zum Kaffee daheim oder im Büro anbot. Im September übernimmt Abramson das Ruder von Bill Keller.

Die 57 Jahre alte Journalistin wuchs in Manhattan auf, studierte an der Harvard-Universität und arbeitete nebenbei beim „Time“-Magazin. Danach ging sie zum Juristenfachblatt „The American Lawyer“, dann zum „Wall Street Journal“ und schließlich zur „New York Times“. Ihre Wahl zur Chefredakteurin des renommierten Blattes vergleicht sie mit dem „Aufstieg zur Walhalla“.
Sie sei in einer Familie aufgewachsen, „in der die ,Times‘ wie eine Religion war“, sagte Abramson bei der Bekanntgabe ihrer künftigen Aufgabe zur „NYT“-Belegschaft. „Wenn es in der ,Times‘ stand, war es die absolute Wahrheit.“ Natürlich nahmen konservative Medien an diesen Worten Anstoß. Wie könne sie es wagen, eine Zeitung mit der Bibel zu vergleichen, kritisierte unter anderen der Sender „Fox“.


Abramson rechtfertigte sich nicht. Sie gilt als knallharte Nachrichtenfrau, die sich unter anderem als investigative Reporterin beim „Wall Street Journal“ einen Namen machte. Bei der „New York Times“ stieg sie als Leiterin des Hauptstadtbüros in Washington ein und wurde später von Chefredakteur Bill Keller zu seiner Vertreterin gemacht.


Es war keine leichte Zeit: Die „New York Times“ büßte durch das Internet Abonnenten ein und wurde in der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise zusätzlich durch den Anzeigenrückgang getroffen. Die Zeitung musste sparen und entließ Mitarbeiter. Inzwischen führte sie ein Bezahlsystem ein, das den Abonnenten freien Zugang zur Onlineausgabe lässt, andere Leser aber nach wenigen freien Web-Artikeln zur Kasse bittet. Abramson ist dabei die treibende Kraft.


Im Oktober stellt die „New York Times“ ihre neue Chefredakteurin auch als Buchautorin vor. Der Titel „The Puppy Diaries“ („Tagebuch eines jungen Hundes“), in dem Jill Abramson über den Alltag mit dem Familienliebling „Scout“ berichtet. 
Die Karrierefrau ist mit einem ehemaligen Harvard-Kommilitonen verheiratet und hat mit ihm zwei Kinder.

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